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Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) setzt sich für die Schaffung besserer politischer Grundlagen zur Erlangung eines besseren Lebens ein. Die OECD stellt ein breites Spektrum an Beratungsunterlagen, Analysen und Daten zur Verfügung und sorgt damit für einen Austausch von Wissen, Erfahrungen und bewährten Praktiken zwischen den Ländern. Ziel: Die Landwirtschaft produktiver, nachhaltiger und widerstandsfähiger machen.

COVID-19: Analysen und Empfehlungen der OECD

Die erste Hälfte des Jahres 2020 war sowohl national als auch international von der Covid-19-Pandemie gekennzeichnet. Seit dem Ausbruch der Pandemie hat die OECD aktiv an der Situationsanalyse und der Ausarbeitung von Lösungsansätzen für die verschiedenen Sektoren gearbeitet (siehe http://www.oecd.org/coronavirus/de/ für mehr Informationen).

Für die Bereiche Landwirtschaft und Ernährung hat die OECD folgende Informationen und Empfehlungen publiziert:

Nachstehend ein Überblick über verschiedene Bereiche und Aktivitäten (in Bearbeitung oder abgeschlossen):
 

Arbeits- und Budgetprogramm des OECD-Agrarkomitees 2021 – 22

Alle zwei Jahre treffen sich die Delegierten der OECD-Mitgliedsländer, um das nächste Arbeits- und Budgetprogramm (Programme of Work and Budget) des Landwirtschaftsausschusses (Committee on Agriculture, COAG) festzulegen. Das Programm dient als Grundlage für die Arbeit des COAG und der Arbeitsgruppen. Das Programm für 2021–22 ist nun genehmigt. Es basiert auf 16 Zwischenergebnissen, die den folgenden drei Bereichen zugeordnet werden: 1) Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, 2) Land- und Ernährungswirtschaft, Warenverkehr und Entwicklung und 3) Nachhaltigkeit der Landwirtschaft (und der Fischerei). Diese drei Bereiche und ihre jeweiligen Zwischenergebnisse sind zunehmend voneinander abhängig.

Das Programm für 2021–22 widerspiegelt die Prioritäten der Schweiz (Monitoring und Evaluation der Agrarpolitik, Perspektiven der Agrarmärkte, widerstandsfähigere und nachhaltigere Ernährungssysteme, Angleichung der Agrar-, Handels- und Umweltpolitik). 

  1. Landwirtschafts- und Ernährungspolitik: Dieser Bereich ist in drei Teilbereiche gegliedert: i) Monitoring und Evaluation der Agrarpolitik, ii) Innovation und Strukturwandel und iii) Resilienz und Risikomanagement. Insgesamt wird die Bedeutung des Monitorings und der Evaluation der Agrarpolitik anerkannt. Abgesehen von der Wichtigkeit dieser Hauptaufgabe des COAG unterstrich die Mehrheit der Länder die Notwendigkeit, an den Bereichen Resilienz und Risikomanagement, digitale Möglichkeiten, Stärkung des Humankapitals und strukturelle Anpassung zu arbeiten, dies insbesondere in Bezug auf ländliche Gebiete. Die Schweiz machte deutlich, dass die systemischen Risiken und Schocks berücksichtigt werden müssen, damit die spezifischen politischen Hebel identifiziert werden können, die es ermöglichen, die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen.

  2. Land- und Ernährungswirtschaft, Warenverkehr und Entwicklung: Dieser Bereich ist in drei Teilbereiche gegliedert: i) Information und Marktanalyse, ii) Globales Ernährungssystem und iii) Agrarhandel. Das Arbeits- und Budgetprogramm 2021–22 sieht vor, anhand der Ergebnisse und Erkenntnisse des Programms 2019–20 einen Beitrag zum UN-Welternährungsgipfel zu leisten.

  3. Nachhaltigkeit der Landwirtschaft (und der Fischerei): Dieser Bereich ist in zwei Teilbereiche gegliedert: i) Politische Grundlagen zur Verbesserung der Umweltleistung und ii) Landwirtschaft, Warenverkehr und Nachhaltigkeit.

Umfassende Überprüfung des globalen Ernährungssystems

Das Arbeits- und Budgetprogramm 2019–20 sieht eine umfassende Überprüfung der Herausforderungen vor, mit denen das globale Ernährungssystem konfrontiert ist. Der daraus resultierende Bericht wird aus 3 Kapiteln bestehen: 1) Allgemeine Bewertung der Leistungsfähigkeit des globalen Ernährungssystems angesichts der dreifachen Herausforderung Ernährungssicherheit, nachhaltige Nutzung der Ressourcen, Lebensgrundlagen; 2) Grundlagen für eine kohärente Politik; und 3) Herausforderungen im Hinblick auf eine bessere Politikgestaltung sowie Erarbeitung von drei ergänzenden Fallstudien. Die Schweiz hat für die Fallstudie betreffend Saatgut Informationen aus ihrer Strategie Pflanzenzüchtung 2050 und für diejenige betreffend Tierhaltung Informationen aus der Strategie Tierzucht 2030 beigesteuert. Mit all diesen Arbeiten unterstreicht die OECD ihre Bestrebungen, einen Beitrag zu den Vorbereitungen des UN-Welternährungsgipfels zu leisten, der für 2021 geplant ist.

Die Resilienz der Landwirtschaft angesichts zahlreicher Herausforderungen untersuchen

Da die Landwirtschaft zunehmend einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt ist, besteht vermehrt Interesse daran, ihre Resilienz zu untersuchen. Die im Rahmen des Arbeits- und Budgetprogramms 2017–18 in Auftrag gegebene und 2020 abgeschlossene Studie «Strengthening agricultural resilience in the face of multiple risks» besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil klärt den Begriff der Resilienz in Bezug auf die Landwirtschaft, gibt einen Überblick über die vorhandene Literatur und schlägt 5 Dimensionen vor, wie Resilienz ins Risikomanagement integriert werden kann (Zeitrahmen, Zielkonflikte, partizipatorischer Kooperationsprozess, Investitionen in die Resilienz der Landwirtschaft vor Ort, «No-Regret-Politik»). Der zweite Teil beinhaltet Fallstudien nach Land (Trockenheit in Australien, Naturkatastrophen in Kanada, Risiken für die Tier- und Pflanzengesundheit in Italien und den Niederlanden).

Monitoring und Evaluation der Agrarpolitik 2020

Der OECD-Jahresbericht Agricultural Policy Monitoring and Evaluation 2020 dokumentiert und analysiert die Entwicklungen in der Agrarpolitik und liefert aktuelle Einschätzungen zur Agrarunterstützung (Unterstützung der Produzentinnen und Produzenten sowie der Konsumentinnen und Konsumenten) und zur Umweltleistung der Landwirtschaft in 54 Ländern. Im diesjährigen Bericht galt den Massnahmen, die zu Beginn der COVID-19-Pandemie ergriffen wurden, ein besonderes Augenmerk.

Im Laufe der Jahre 2017–2019 belief sich die gesamte Unterstützung für den Sektor im Schnitt auf 708 Milliarden USD pro Jahr, wobei drei Viertel (536 Milliarden USD) als Direkthilfe an die Produzenten ausgerichtet wurden, 106 Milliarden USD einmalig für Forschung und Entwicklung eingesetzt wurden und 66 Milliarden USD als Subventionen an die Konsumenten gingen. Im Jahr 2019 wurden wichtige Massnahmen eingeführt, um die ökologische Nachhaltigkeit zu verbessern und den Beitrag des Sektors zur Eindämmung des Klimawandels zu erhöhen. Diese Veränderungen wurden hauptsächlich durch Reformen erreicht, aber die Verzerrungen, die durch die derzeitigen Formen der Unterstützung verursacht werden, bestehen weiterhin.

Empfehlungen:

  • allmähliche Abschaffung der marktverzerrenden Massnahmen (Preisstützung, Unterstützung im Zusammenhang mit Produktion und Verwendung von Inputs)

  • Neuausrichtung der finanziellen Mittel auf nutzbringende Dienstleistungen, die den Sektor auf lange Sicht produktiver, nachhaltiger und widerstandsfähiger machen (Forschung und Entwicklung, Infrastrukturen, Biosicherheit usw.) oder auf Formen der Unterstützung, die bezwecken, öffentliche Güter bereitzustellen (z. B. Biodiversität).

  • Überarbeitung und Ausbau der Umweltziele

  • Statt Direktzahlungen auszurichten, soll mittels struktureller Anpassungen die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Agrarsektors gefördert werden. Damit soll die Ernährungssicherheit sichergestellt werden.

  • Importbarrieren sollen weiter abgebaut und Exportsubventionen abgeschafft werden, um die Belastung der Konsumentinnen und Konsumenten sowie Marktverzerrungen zu reduzieren.

  • Produktionsabhängige Zahlungen für Milch und flächenabhängige Zahlungen für Getreide sind nur zeitlich befristet zulässig.

  • Der Einsatz von Geldern für die Biodiversität, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und den Tierschutz kann dazu beitragen, gewissen Mängeln des Marktes entgegenzuwirken.

  • AP22+: Die geplanten Massnahmen tragen durch eine effizientere Nutzung natürlicher Ressourcen, eine Erhöhung der Umweltverträglichkeit des Sektors und eine regionalere Ausrichtung der Direktzahlungen zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft bei. Man muss jedoch zwischen Massnahmen, die Marktmängel beheben wollen, und Massnahmen, die sich mit Einkommensproblemen befassen, unterscheiden.

  • Um die Klimaziele in der Landwirtschaft zu erreichen, soll die CO2-Abgabe erweitert und die Politik zielgerichteter gestaltet werden.

OECD-FAO Agrarausblick 2020 – 2029

Der Jahresbericht OECD-FAO Agricultural Outlook 2020 – 2029 präsentiert mittelfristige Marktprognosen für nationale, regionale und internationale Agrarprodukte. Dieses Jahr beinhaltet der Jahresbericht eine erste Prognose zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.

  • Das Angebot wird stärker zunehmen als die Nachfrage. Die Marktpreise der meisten Produkte bleiben unverändert oder sinken.

  • Die weltweite Nachfrage nach Agrarprodukten bleibt unverändert. Die Zunahme der Weltbevölkerung ist weiterhin der wichtigste Wachstumsfaktor für die Nachfrage.

  • Die Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungsmittel nehmen weltweit zu, fallen aber, was deren Anteil am Pro-Kopf-Einkommen betrifft, geringer aus, insbesondere in Ländern mit mittlerem Einkommensniveau.

  • Für die Ernährungssicherheit sind offene und transparente internationale Märkte entscheidend.

  • Bleiben Politik und Technologien unverändert, werden die Treibhausgasemissionen um 6 % zunehmen (80 % aus der Viehzucht).

  • Angesichts der zunehmenden Unsicherheiten, mit denen die Ernährungssysteme konfrontiert sind, ist es unerlässlich, in produktive, widerstandsfähige und nachhaltige Ernährungssysteme zu investieren. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der digitalen Innovation.

Umweltleistungen der Landwirtschaft

In ihrem jüngsten Bericht Trends and Drivers of Agri-environmental Performance in OECD Countries stellt die OECD fest, dass sich die Umweltleistung des Agrarsektors im Zeitraum 2003 – 15 verglichen mit dem Zeitraum 1993 – 2005 weniger schnell verbessert hat. Zusätzliche Informationen sind unter «Agrarumweltindikatoren (AUI)» in der Rubrik «Umwelt – Agrarumweltmonitoring» zu finden.

Ausländische Direktinvestitionen sowie Handel innerhalb globaler Wertschöpfungsketten der Land- und Ernährungswirtschaft

Diese Studie untersucht die Entwicklung der ausländischen Direktinvestitionen (ADI) im Agrar- und Ernährungssektor und deren Auswirkung auf die globalen Wertschöpfungsketten. Die Studie zeigt auf, dass die ADI einen grossen Einfluss auf die globalen Wertschöpfungsketten haben und unterstreicht die starken gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den ADI, dem Handel und verschiedenen weiteren Kanälen, die von den multinationalen Unternehmen genutzt werden.

Besteuerung in der Landwirtschaft

Diese Studie untersucht die Agrarbesteuerung in 35 Ländern und unterstreicht die Vielfalt der steuerrechtlichen Bestimmungen. Auch die möglichen Auswirkungen auf die Innovation, die Produktivität und die Nachhaltigkeit werden diskutiert.

Leistungsfaktoren von Landwirtschaftsbetrieben

Dieses Projekt analysiert die Zusammenhänge zwischen Betriebsmerkmalen und ‑leistung, um die Reaktionen der Landwirtschaftsbetriebe auf politische Massnahmen präziser vorhersagen zu können. Der Bericht analysiert die Leistungsfaktoren von Landwirtschaftsbetrieben aus 9 Ländern: Australien, Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Frankreich, Irland, Norwegen, Schweden und Vereinigtes Königreich.
 

Für weitere Informationen über Publikationen der OECD in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung siehe https://doi.org/10.1787/18156797.

Kate Dassesse, BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit, kate.dassesse@blw.admin.ch

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