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Als Teil des Landwirtschaftlichen Innovations- und Wissenssystems LIWIS ist die landwirtschaftliche und bäuerlich-hauswirtschaftliche Beratung in der Schweiz auf zwei Stufen organisiert. 

Stufe 1: Die Direktberatung der Bauernfamilien wird vor Ort in erster Linie durch die kantonalen Beratungsdienste durchgeführt. In einigen spezifischen Wissensgebieten wie Bienen, Geflügel oder Alpwirtschaft sind Beratungsdienste von landwirtschaftlichen Organisationen tätig.

Stufe 2: Die AGRIDEA* unterstützt die Beratungskräfte in den Kantonen und Organisationen. 

Es gibt aber auch weitere Akteure, die in Beratung und Informationsaustausch unterschiedlich stark aktiv sind: Agroscope, Fachhochschulen, das FiBL, Verbände, Medien und die Privatwirtschaft.

* AGRIDEA ist die landwirtschaftliche Beratungszentrale und setzt sich aktiv für die Landwirtschaft und die bäuerliche Hauswirtschaft ein. Als Kompetenzzentrum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen der Praxis und der Forschung vernetzt die AGRIDEA Akteure der Landwirtschaft und des ländlichen Raums.

Finanzielle Mittel 2019

Der Bund leistet Finanzhilfen an die AGRIDEA und an einige Beratungsdienste in spezifischen Wissensgebieten. Zudem unterstützt er Vorabklärungen für innovative Projekte. Ausserdem kann das BLW im Rahmen der wettbewerblichen Vergabe von Beratungsprojekten Vorhaben unterstützen, die es selber ausschreibt oder die Dritte ihm in Form von Beitragsgesuchen einreichen. Die kantonalen Beratungsdienste finanzieren sich durch Kantonsbeiträge und die Verrechnung von Leistungen.
 

Ausgaben des Bundes im Beratungswesen 2019

EmpfängerMio. Fr.
Beratungszentrale (AGRIDEA) 7,9
Spezial-Beratungsdienste landwirtschaftlicher Organisationen 1,4
Vorabklärungen für innovative Projekte 0,2
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Ausschreibungen 0,3
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Beitragsgesuche 1,4
Total11,1

Quelle: Staatsrechnung

Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten

Das BLW kann Beratungsprojekte unterstützen, wenn ein Gesuch eingereicht wird, oder sie selber ausschreiben. Dabei lässt es den Wettbewerb spielen. Dadurch schafft es Transparenz bei den Kosten, und die Suche nach innovativen Lösungen wird unterstützt. 

Bei den 2019 laufenden Ausschreibungen ging das BLW wie folgt vor: Es beauftragt eine Bietergemeinschaft unter der Federführung der AGRIDEA damit, vorhandenes Wissen zur überbetrieblichen Zusammenarbeit aufzuarbeiten und auf einer Plattform praxistauglich zur Verfügung zu stellen. Landwirtschaftsbetriebe sollen damit ermuntert werden, vermehrt Kooperationsformen einzugehen. Weiterhin beauftragte das BLW die AGRIDEA, Gesuchstellende von Ressourcenprojekten fachlich und im Vorgehen zu unterstützen. Gesuche gewinnen damit an Qualität, die Arbeit der Gesuchstellenden sowie bei der Beurteilung im BLW wird einfacher. Neu ist diese Tätigkeit Bestandteil des Finanzhilfevertrags des BLW mit der AGRIDEA für die Jahre 2020 bis 2021.

2019 erhielt das BLW 30 Beitragsgesuche, mehr als je zuvor. Das widerspiegelt nicht unbedingt einen Trend; es zeigt jedoch, wie stark die Anzahl der jährlichen Gesuche fluktuiert. Die Geschäftsleitung des BLW bewilligte finanzielle Unterstützung für neun Projekte. Diverse Gesuche wurden abgelehnt, weil sie als nicht prioritär im Lichte der Strategien und Aktionspläne des Bundes beurteilt wurden oder weil sie Bereiche bearbeiten möchten, in denen bereits andere, vom BLW unterstützte Projekte laufen, z.B. Ressourcenprojekte.

Im Jahr 2019 unterstützte das BLW insgesamt 41 Projekte. Diese wurden mit 1,65 Millionen Franken gefördert. Über die gesamte Laufzeit gerechnet beträgt das Fördervolumen dieser Projekte 4,26 Millionen Franken. Projekte dauern von einigen Monaten bis maximal fünf Jahre. 2019 wurden neun Projekte abgeschlossen, von denen drei weiter unten kurz vorgestellt werden.

Bewilligte Projekte können jeweils einer der vier Beratungsaufgaben oder einer der drei strategischen Leitlinien des BLW zugeteilt werden.
 

Zugesicherte und 2019 ausbezahlte Mittel für Beratungsprojekte 1

BeratungsaufgabeLaufende
Projekte
Zugesicherter
Betrag über
die gesamte
Laufzeit
Ausbezahlter
Betrag 2019
Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Beratungssystem optimieren
(Beratung <=> Praxis)
5393165
Neues Wissen in die Praxis einführen
(Wissenschaft <=> Praxis)
141 552603
Erfahrungen verbreiten
(Praxis <=> Praxis)
151 384462
Rahmenbedingungen und Massnahmen
vermitteln
(Verwaltung/Gesellschaft <=> Praxis)
7935421
Total414 2641 651


Strategische Leitlinie des BLWBewilligte
Projekte
Zugesicherter
Betrag über
die gesamte
Laufzeit
Ausbezahlter
Betrag 2019
Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Nachhaltige Produktion,
Produkte und Leistungen
161 649805
Wettbewerbsfähige
Produktion und Produkte
121 348483
Nutzung und Bewahrung
der Produktionsressourcen
131 267363
Total414 2641 651

 1 aufgelistet je nach Beratungsaufgabe und nach strategischer Leitlinie des BLW (Ausschreibungen und Beitragsgesuche)
Quelle: BLW

Beispiele unterstützter Beratungsprojekte

Die folgenden drei Kurzbeschreibungen präsentieren eine kleine Auswahl von Projekten, die das BLW finanziell unterstützte und die vor kurzem abgeschlossen wurden. Sämtliche bewilligten Projekte sind auf der Homepage des BLW zu finden:


TitelVon Jungbauern zu Jungbauern
Leitung / DurchführungJunglandwirtekommission Zentralschweiz, Stefan Doppmann
PartnerLuzerner Bäuerinnen- und Bauernverband, Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung Schüpfheim
LaufzeitJuni 2015 – Dezember 2019
Gesamtkosten135 000 Franken
Beitrag BLW90 000 Franken


Projektbeschreibung

Junglandwirtinnen und -landwirte durchleben während der Hofübernahme eine intensive Zeit. Nebst den Veränderungen im Alltag müssen laufend Entscheidungen getroffen werden, teilweise mit weitreichenden Konsequenzen. Auch das Umfeld hat einen wesentlichen Einfluss auf die frischen Betriebsleitenden. 

Mit diesem Projekt will die Junglandwirtekommission Zentralschweiz die Vernetzung unter den Junglandwirten verbessern, die jungen Berufskolleginnen und -kollegen unterstützen und ihnen neue Möglichkeiten der Betriebsentwicklung aufzeigen.

Erfahrungsgruppen und jährlich stattfindende Themenanlässe schafften ein Angebot, das den gesetzten Zielen diente. Die Erfahrungsgruppen sind ähnlich aufgebaut wie Arbeitskreise.
 

Vielfältige Vorteile für Jungbauern

Teilnehmende der Erfahrungsgruppen und der Themenanlässe profitieren von verschiedenen Vorteilen:

  • Die behandelten Themen sind aktuell und haben einen direkten Bezug zum eigenen Betrieb;

  • Der gegenseitige Besuch auf ihren Betrieben wirkt gegen Betriebsblindheit und erweitert den eigenen Horizont;

  • In Referaten wird die aktuelle Marktlage dargestellt und deren mögliche Entwicklung diskutiert. Die jungen Landwirte können die Informationen auf dem eigenen Betrieb anwenden und frühzeitig die richtigen Entschiede fällen;

  • Die Vernetzung und der Austausch untereinander fördern den Gedanken vom «gemeinsam am gleichen Strick ziehen»;

  • Der Austausch bietet Raum für mögliche Zusammenarbeiten unter den Jungbauern, was sich an konkreten Beispielen wie gemeinsamen Einkäufen oder Maschinenanschaffungen wiederspiegelt.

Die Themenanlässe und die Gründung neuer Erfahrungsgruppen werden nach Projektende weitergeführt. Weitere Informationen sind hier erhältlich.
 

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Flyer für das Angebot «Vom Jungbauer zu Jungbauer» 
Quelle : StockMediaSeller/Shutterstock.com, Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband LBV
 


TitelKollektive Bekämpfung der Schermaus in den Freibergen und im Clos du Doubs, Jura.
Leitung / DurchführungChambre jurassienne d’agriculture, Ignace Berret
PartnerFondation rurale interjurassienne
LaufzeitDezember 2015 – März 2019
Gesamtkosten194 546 Franken
Beitrag BLW68 000 Franken


Projektbeschreibung

Das «Schermausproblem» (Arvicola terrestris) gefährdet die Betriebe in der Bergregion und hält Institutionen, die sich für die ländliche Entwicklung einsetzen, auf Trab. Drei besondere Aspekte des Problems sollten hervorgehoben werden:

  • Das Gedächtnis: In den Jahren nach grösseren Ausbrüchen (~ alle 6 Jahre) verliert das Thema bei allen Beteiligten an Dringlichkeit und Priorität.

  • Die Entsolidarisierung: Seit den 1960er-Jahren war der Übergang von einer kollektiven zu einer individuellen Bekämpfung implizit und stellt heute eine komplexe technische, wirtschaftliche und ökologische Herausforderung für die Landwirtschaft dar.

  • Bedarf an organisatorischen Ressourcen: In den ersten 5 oder sogar 10 Jahren der Schermausbekämpfung besteht ein echtes Arbeitskräfteproblem.


Vorbeugende Massnahmen ergreifen, aber nicht nur

Auf der Ebene der landwirtschaftlichen Praxis sind Präventionsmassnahmen (Weideerneuerung, Anbau mit Bodenbearbeitung, Aufbau von Futtervorräten) und Massnahmen zur Förderung der Fauna (Sitzstangen, Nistkästen, Strukturen) für die Landwirte einfach durchführbar, und zwar zu sehr geringen oder gar keinen Kosten, und sollten in erster Linie gefördert werden, bevor von direkter Bekämpfung die Rede ist.

Die Wirksamkeit der Präventivmethoden bleibt jedoch begrenzt, wenn keine direkte Bekämpfung in Phasen geringer Populationsdichte erfolgt. Angesichts des grossen Arbeitsaufwandes für die direkte Bekämpfung wird ausserdem empfohlen, Synergien zwischen den Betrieben zu schaffen, wenn es darum geht, Arbeitskräfte für diese Aufgaben einzustellen.

Staatliche oder professionelle Institutionen haben eine wichtige Rolle bei der Überwachung des Gebietes inne und müssen zu gegebener Zeit Alarm schlagen. Anschliessend liegt es an den Beteiligten, zu handeln, wenn sie nicht leiden wollen.

Es wurden Instrumente entwickelt und sind verfügbar, um die Populationen zu überwachen und zu gegebener Zeit geeignete Massnahmen ergreifen zu können. Darüber hinaus wurden Kommunikationsmittel umgesetzt. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Warnung und Information der Landwirtinnen und Landwirte sowie der Bevölkerung.
 

Zoom: schermausschaeden.jpg

Schermausschäden im Dauergrünland, Les Bois (JU), 8. März 2019. Urheberrecht: YD Varennes, Fondation Rurale Interjurassienne
 

Zoom: mobile_sitzstange.jpg

Prototyp einer mobilen Sitzstange, Höhe 3 m, Le Noirmont (JU), Juli 2018. Urheberrecht: YD Varennes, Fondation Rurale Interjurassienne
 

Zoom: ab20_grafik_politik_beratung_schermaus_d.png

Darstellung eines Populationszyklus der Schermaus: Durch die Kombination von Präventivmassnahmen und direkter Bekämpfung in Phasen geringer Populationsdichte in geografisch begrenzten Gebieten wird sich erhofft, den Höhepunkt der Massenvermehrung mit geringeren Schäden zu überstehen als wenn gar nichts unternommen würde. Quelle: FREDON (Frankreich). http://www.campagnols.fr/le-campagnol-terrestre.html#6-


Ein Video der Sendung «Couleurs locales» (2016) von RTS zeigt, wie Landwirtinnen und Landwirte im Jura gegen die Schermäuse vorgehen können.


TitelEinmal-Täglich-Melken (ETM) auf Alpen mit eigener Milchverarbeitung
Leitung / DurchführungBerner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Bruno Durgiai
PartnerFondation Sur la Croix, Mobiliar, Schweizer Milchproduzenten
LaufzeitAugust 2016 – August 2019
Gesamtkosten313 000 Franken
Beitrag BLW90 000 Franken


Projektbeschreibung

Einmal-Täglich-Melken (ETM) ist international in weidebetonten Milchproduktionssystemen eine arbeitswirtschaftlich interessante Alternative, um bei knapper Arbeit, Futtermangel oder weit entfernten Weiden Tier und Mensch zu entlasten. In der Schweiz war diese Praxis bis vor Kurzem verboten. Auf der Alp Albin im Kanton Graubünden wurden während vier Sommern ab Mitte August rund 55 laktierende Kühe in einem Versuch statt zweimal nur einmal täglich gemolken. Darüber hinaus wurden auch Erkenntnisse gewonnen, wie sich das eingeschränkte Melkregime auf dem Heimbetrieb umsetzen lässt.
 

Positive Wirkung auf Energieversorgung und Tierwohl

Die Milchmenge pro Kuh reduzierte sich mit der Umstellung auf ETM wie erwartet deutlich, wurde aber durch höhere Milchinhaltsstoffe und eine bessere Ausbeute bei der Herstellung von Käse und Butter zum Teil kompensiert. Die Energieversorgung der Kühe verbesserte sich mit ETM markant. Die einzelnen Tiere reagierten sehr unterschiedlich auf die Umstellung. Auf der Alp ist mit ETM das Nachmittagsmelken dem Morgenmelken vorzuziehen. Bei der optischen und analytischen Beurteilung der Käse konnte kein Einfluss des Melkregimes auf die Qualität nachgewiesen werden. Den Einfluss von ETM auf den Körperzustand und das Tierwohl beurteilen die Landwirte mehrheitlich positiv; bei der Eignung der Einzeltiere für ETM verlangen aber die Milchleistung und das Laktationsstadium besondere Aufmerksamkeit.
 

Interessante Alternative für Alpbetriebe im Spätsommer

ETM kann unter speziellen Voraussetzungen für Alpen eine interessante Alternative sein, ist aber aufgrund der Milchleistungseinbusse und der hohen Wertschöpfung der Milchverarbeitung auf der Alp erst in der zweiten Sommerhälfte zu empfehlen. Die im Lebensmittelrecht am 1. Juli 2020 in Kraft getretene Aufhebung des ETM-Verbots kann auf den Heimbetrieben den hohen Druck zur Umstellung von Milchkühen zu Mutterkühen bremsen und damit das hohe Wertschöpfungspotenzial bei Milchspezialitäten im Berggebiet bewahren. Für die Alpen bedeutet das wiederum, dass die ökologisch besonders nachhaltige sowie ökonomisch und touristisch hoch attraktive Bewirtschaftung mit Milchkühen erhalten bleibt.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt sind in einem Merkblatt für Alpbesitzer, Alpbestösser und Alppersonal zusammengefasst. Es erklärt den Milchproduzenten die neuen Möglichkeiten mit ETM und zeigt, worauf sie bei der Umsetzung besonders zu achten haben.
 

Zoom: kuehe_im_warteraum.jpg

Kühe im Warteraum vor dem Melkstand auf der Alp Albin im August 2018: ETM sorgt für mehr Ruhe und weniger Stress bei Kühen und Personal. Urheberrechte: Thomas Blättler, HAFL
 

Zoom: etm_kuehe.jpg

ETM-Kühe auf 2300 m ü. M. im August 2017. Dank ETM können hoch gelegene, weit entfernte Weiden besser und gezielter genutzt werden, die Kühe zeigen dabei individuelles Weideverhalten. Urheberrechte: Thomas Blättler, HAFL
 

Anton Stöckli, Steven Ebinger, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und Evaluation, anton.stoeckli@blw.admin.ch

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