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Während Jahrhunderten prägten die traditionellen Hochstammobstbäume das Schweizer Landschaftsbild. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts nahm jedoch der Bestand solcher Bäume ständig ab. Davon war insbesondere die Kirschenregion rund um Zug und die Rigi betroffen. Wichtige Gründe für den Rückgang waren die niedrigen Absatzpreise der Kirschen sowie die zeit- und arbeitsaufwändige Pflege der Hochstammobstbäume.

Damit die charakteristischen Hochstammbäume nicht ganz aus dem Landschaftsbild verschwinden, wurde 2011 das Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE) «Zuger & Rigi Chriesi» initiiert. In enger Zusammenarbeit mit Interessengruppen aus Landwirtschaft, Gewerbe, Tourismus, Kultur, Verwaltung und Beratung koordinierte die branchenübergreifende Projektgruppe die Förderung der gesamten Wertschöpfungskette: vom Kirschenanbau über die Kirschenaufbereitung, der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen bis zu Vermarktung und Ökologie.
 

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Das Projektgebiet umfasst den ganzen Kanton Zug mit elf Gemeinden sowie neun Schwyzer und sieben Luzerner Gemeinden 

Hochstamm-Kirschenanbau ist wieder rentabel

Die Grundidee war, die Bewirtschaftung der bestehenden Hochstammkirschbäume wieder rentabel zu machen. Diese stehen bereits im Ertrag und liefern Früchte, sind ökologisch wertvoll und sollen möglichst erhalten bleiben. Als wichtige Massnahme des Projekts wurden in den letzten zehn Jahren 2500 hochstämmige Kirschbäume frisch gepflanzt. Neben einer wiedergewonnenen Sortenvielfalt ermöglichen die neu angepflanzten Bäume als Nist- und Lebensräume für Vögel und Insekten eine gesunde Artenvielfalt. Als blühende Kirschgärten sorgen sie für ein eindrückliches Landschaftsbild und einen hohen touristischen Wert der Region. Und dank dem wieder wachsenden Bestand der Hochstammbäume bleibt eine jahrhundertealte landwirtschaftliche Tradition der Region erhalten. 
 

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Mehr als 2500 Kirschen-Hochstammbäume wurden während der Projektzeit von 2011 bis 2018 gepflanzt

Bund und Kantone unterstützen

Das vom Verein «Zuger & Rigi Chriesi» initiierte Projekt wurde massgeblich von den Kantonen Zug, Luzern und Schwyz sowie vom Bund mit Beiträgen unterstützt. Die kantonalen und nationalen Stellen fördern damit nicht nur die lokale Landwirtschaft, sondern stärken neben den regionalen Produkten auch die Werte der Standortmarken Zug (vertreten durch den Kanton Zug) und Rigi (vertreten durch die Kantone Luzern und Schwyz). Die Auszeichnungen der Standortmarken «Rigi Kirsch» mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (AOP-IGP) und der «Zuger Kirschtorte» mit der geschützten geographischen Angabe (GGA) stärken den Wert der regionalen Produkte und der Standortmarken Zug und Rigi. Für die Herstellung der Zuger Kirschtorte darf ausschliesslich Zuger Kirsch AOP oder Rigi Kirsch AOP verwendet werden. Die Zuger Kirschtorte gehört zum «kulinarischen Erbe der Schweiz» und ist somit ein wichtiges Stück Zuger Kulturgut.

Anfangsschwierigkeiten gemeistert

Die Umsetzung des Projekts erfolgte durch die «zuger-rigi-chriesi AG». Aufwändige Baumpflege, unsichere Erträge und neue Organisationsstrukturen sorgten für Zurückhaltung bei den rund 200 involvierten Betrieben. So galt es, die anfänglich skeptischen Kirschenbauern nicht nur von der Idee zu überzeugen, sondern auch die «zuger-rigi-chriesi AG» als verlässliche Partnerin zu etablieren. Das Unternehmen hat es geschafft, den Zusammenhalt unter den landwirtschaftlichen und landwirtschaftsnahen Betrieben der Region zu stärken. Von Bauernbetrieben über Brennereien und Genossenschaften bis hin zu Confiserien sind inzwischen unterschiedliche Partner im Rahmen des Projekts «Zuger & Rigi Chriesi» aktiv. Die Integration von sozialen Institutionen sind weitere regionale Kooperationen. 

Regionale Marke gepflegt

Im Rahmen des Projekts wurden jahrhundertealte Produkte wie die «Chriesi Chraft» (ein Kirschendicksaft aus 100 % frischen Kirschen) wiederentdeckt. Auch wurden neue Kirschenprodukte wie der ProSpecieRara Kirschensenf, das Kirschkernöl oder die «Chriesi-BBQ-Sauce» entwickelt und mit einem einheitlichen Erscheinungsbild von der «zuger-rigi-chriesi AG» vermarktet. Mit Marketingaktivitäten wurden neue Absatzkanäle erschlossen, im lokalen Detailhandel (zum Beispiel Spezialitätengeschäfte oder Confiserien), in der Gastronomie und auch im Geschäftsbereich (als Kundengeschenke). Die Marke «zuger-rigi-chriesi» ist in der Region etabliert und wird langsam auch überregional bekannt. Dazu tragen innovative Produkte wie die «Chriesi-BBQ-Sauce» oder «Chriesi Chutney» bei. Das heutige Produkteportfolio zeigt, dass eine traditionelle Frucht bei steigender Nachfrage nach regionalen Produkten eine vielversprechende Zukunft hat, wenn gezielt auf aktuelle Ernährungstrends reagiert wird.
 

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Ein einheitliches Erscheinungsbild portraitiert die Marke «zuger-rigi-chriesi». Die Produkte werden mit Kirschen aus der Region Zug-Rigi regional hergestellt

Ertrag in zehn Jahren verdoppelt

Mit dem Projekt «Zuger & Rigi Chriesi» konnte der Ertrag aus den einheimischen Hochstammkirschen in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt werden. Die Preise für Brenn-, Konserven- und sonstige Verarbeitungskirschen sind deutlich angestiegen. Die regionalen Kirschenproduzenten sehen Hochstamm-Kirschbäume wieder vermehrt als mögliche Einnahmequelle und investieren selbst in das Pflanzen und Pflegen ihrer Kirschbäume. So stehen heute über das ganze Jahr einheimische Kirschen für die Weiterverarbeitung zur Verfügung.
 

Angestrebte Entwicklung der Mengen und Preise

ParameterIST-Zustand 2010Erreichte Ziele bei Projektende
Produzentenpreis für Brennkirschen 0.63 Fr. / kgMind. Fr. 1.30 / kg
Produzentenpreis für Verarbeitungskirschen Hochstamm1.50 Fr. / kg2.25 Fr. / kg
Verkauf von Tafelkirschen150 t / Jahr200 t / Jahr
Verkauf von Kirsch52 000 Liter 100 % (Durchschnitt Brennjahre 07/08 und 08/09)40 000 Liter, Ziel wurde zu 100 % erreicht
Produktion und Aufbereitung von Konservenkirschen85 t / JZiel wurde zu 100 % erreicht
Intakte Agrarlandschaft zur touristischen Vermarktung in den umliegenden Agglomerationen44 000 Kirschen-Hochstämme im Perimeter, davon 17 600 gepflegt und genutzt (40 %)50 600 Kirschen-Hochstämme; davon werden bei Projektende 55 % und längerfristig (2025) 70 % genutzt und gepflegt

Hochstamm Kirschenanbau lohnt sich!

Das Interesse am Hochstamm-Kirschenanbau in der Region der Kantone Zug, Schwyz und Luzern konnte wieder geweckt werden und die prominenten Aushängeschilder - der «Zuger Kirsch», der «Rigi Kirsch» und die «Zuger Kirschtorte» - werden verstärkt im Markt gefördert.

Louis Suter, Präsident des Vereins Zuger & Rigi Chriesi und Präsident des Verwaltungsrates sowie Michela D’Onofrio Rogenmoser, Geschäftsführerin zuger-rigi-chriesi AG, info@zuger-rigi-chriesi.ch

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