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Herausforderungen

Die Ernährungssysteme sind globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel ausgesetzt, tragen aber gleichzeitig zu diesem wie auch einer Vielzahl weiterer Herausforderungen bei. Die Anzahl der Hunger leidenden Menschen hat in den letzten Jahren wieder zugenommen und der Biodiversitätsverlust schreitet weiter voran. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette verursachen Ernährungssysteme rund die Hälfte aller vom Menschen verursachten Treibhausgase. Dabei werden nur ungefähr zwei Drittel aller produzierten Lebensmittel auch verzehrt – der Rest geht verloren bzw. wird verschwendet. Nicht übertragbare Krankheiten, die auf unausgewogene Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen sind, sind zu einem Hauptrisiko für die menschliche Gesundheit geworden. All dies unterstreicht die Notwendigkeit einer Transformation der Ernährungssysteme weltweit hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die COVID-19-Pandemie hat diese Notwendigkeit weiter bestärkt.

Angesichts dieser Herausforderungen hat der UNO-Generalsekretär António Guterres im Oktober 2019 angekündigt, dass im Jahr 2021 ein Gipfel über nachhaltige Ernährungssysteme durchgeführt werden soll. Auch die Schweiz setzt sich schon seit Jahren für die Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme ein, und ist entschlossen, einen wichtigen Beitrag zum Ernährungssystemgipfel zu leisten.

Programm für nachhaltige Ernährungssysteme des One Planet Network

Seit Oktober 2015 stellt die Schweiz die Co-Leitung des Programms für nachhaltige Ernährungssysteme (engl. Sustainable Food Systems Programme, kurz «SFS Programme») des One Planet Network sicher. Die weiteren Co-Leitenden sind Costa Rica und WWF International. 

Das SFS Programme ist eine globale Multi-Stakeholder Partnerschaft mit dem Ziel, den Wandel hin zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu beschleunigen. Dazu fördert es einen systemischen Ansatz, der auch darauf abzielt, die Akteure aus dem Privatsektor, der Forschung, internationalen Organisationen, NGOs und Regierungsorganisationen mit einzubeziehen. Die thematischen Schwerpunkte des Programms beinhalten die Förderung nachhaltiger und ressourcenschonender Ernährung, die Reduktion von Nahrungsmittelabfällen (Food Waste), die Stärkung der Resilienz in der Landwirtschaft sowie die Förderung des Stakeholderdialoges auf allen Ebenen.

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme basiert auf folgenden Definitionen des High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE) des Welternährungskomitees (CFS): 

«A food system gathers all the elements (environment, people, inputs, processes, infrastructures, institutions, etc.) and activities that relate to the production, processing, distribution, preparation and consumption of food and the outputs of these activities, including socio-economic and environmental outcomes».

«A sustainable food system (SFS) is a food system that delivers food security and nutrition for all in such a way that the economic, social and environmental bases to generate food security and nutrition for future generations are not compromised».

Das SFS Programme hat einen Steuerungsauschuss, der aus 20 Ländern und Institutionen verschiedener Stakeholder-Gruppen besteht. Das gesamte Netzwerk des SFS Programme ist seit dessen Lancierung auf über 180 Mitglieder weltweit angestiegen. Dazu zählen Länder wie Frankreich, die Niederlande, Tunesien und die USA; internationale Organisationen wie FAO, UNEP, IFAD und das WEF; Forschungsinstitute wie Bioversity International und die ETH; Unternehmen wie Nestlé und Barilla; und NGOs wie Biovision und die Global Alliance for the Future of Food. Gemeinsam haben die Mitglieder des Programms acht sogenannte Kerninitiativen entwickelt. Weiter haben die Mitglieder dem SFS Programme bisher gut 50 derer eigenen Forschungs- und Beratungsprojekte angegliedert

Zudem wird im Rahmen des SFS Programme gegenwärtig eine sogenannte «SFS Toolbox» erarbeitet. Die erste Komponente dieser Toolbox wurde im Juni 2019 lanciert: Das «Collaborative Framework for Food Systems Transformation» – ein gemeinschaftlicher Rahmen für die Ernährungssystemtransformation, der Anleitungen für Multi-Stakeholder Politikprozesse auf nationaler und lokaler Ebene beinhaltet. Zwei weitere Komponenten können voraussichtlich noch vor Ende 2020 der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: eine Publikation, die darauf abzielt ein gemeinsames Verständnis von zentralen Begriffen und Konzepten in Bezug auf nachhaltige Ernährungssysteme zu fördern; und eine Serie von Fallstudien anhand derer aufgezeigt wird, wie ein systemischer Ansatz zur Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme in verschiedenen Umgebungen umgesetzt werden kann.

Kurz nachdem der UNO-Generalsekretär den Gipfel über nachhaltige Ernährungssysteme im Jahr 2021 angekündigt hatte, entschied der Steuerungsausschuss des SFS Programme, das gesamte Arbeitsprogramm auf den Gipfel auszurichten, inklusive die für Ende November 2020 geplante 3. Globalkonferenz des SFS Programme. Unter dem Motto «Achieving the SDGs through Food Systems Transformation», zielt diese Konferenz darauf ab, einen konkreten Beitrag an den Ernährungssystemgipfel zu leisten. Hierfür soll es in enger Zusammenarbeit mit dem Sekretariat des Ernährungssystemgipfels ein Konsultationssegment geben.

Vorbereitungen zum UNO Ernährungssystemgipfel 2021

Im Dezember 2019 ernannte der UNO-Generalsekretär Frau Agnes Kalibata, ehemalige Landwirtschaftsministerin von Ruanda und Präsidentin der Alliance for a Green Revolution in Africa, zur Sondergesandten für den Ernährungssystemgipfel 2021.
 

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Als ersten inhaltlichen Beitrag an die Vorbereitungen zum Gipfel organisierte die Schweiz im Rahmen des jährlichen Treffens des Weltwirtschaftsforums WEF im Januar 2020 einen hochrangigen Dialog zum Thema «Investing in Food Systems Transformation». Nebst Frau Kalibata zählten unter anderem Bundesrat Guy Parmelin und der Generaldirektor der FAO Qu Dongyu zu den Teilnehmenden dieses Anlasses, sowie 90 weitere Entscheidungsträger aus der Wirtschaft, dem öffentlichen Sektor sowie der Zivilgesellschaft. Bundesrat Parmelin sprach sich für die Notwendigkeit aus, mehr finanzielle Mittel in die Nachhaltigkeit der Ernährungssysteme zu investieren. Frau Kalibata nutzte ihren Auftritt um der Dringlichkeit der Transformation hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen Ausdruck zu verleihen. BLW-Direktor Christian Hofer zog das Fazit, dass das nötige Wissen und die Mittel für die Transformation grundsätzlich vorhanden sind, und es nun primär darum gehe, dieses Potenzial freizuschalten.

Ebenfalls im Januar 2020 wurde die bundesinterne Taskforce für den Ernährungssytemgipfel 2021 geschaffen. Zweck der Taskforce ist es, die Beiträge der Schweiz an den Gipfel zu koordinieren sowie den Informationsfluss zwischen den interessierten Bundesstellen sicherzustellen. Anfangs Juni 2020 hat die Schweiz angekündigt, dass sie (BLW und DEZA) den Vorbereitungsprozess und die Durchführung des Ernährungssystemgipfels mit insgesamt 1,2–1,4 Millionen Franken unterstützen wird.

Patrick Mink, BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit, patrick.mink@blw.admin.ch

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