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Drei Aspekte sind zentral, wenn es um die Wechselwirkungen von Wasser und Landwirtschaft geht. Die Landwirtschaft kann die Qualität des Wassers beeinträchtigen, zu viel oder zu wenig Wasser beeinträchtigt die landwirtschaftliche Produktion und die Landwirtschaft teilt mit Oberflächengewässern einen Raum. Das Umweltrecht und das Landwirtschaftsrecht regeln den Umgang der Landwirtschaft in Bezug auf Wasser. Aber auch Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden mit.

Qualität des Wassers

Einträge von Pflanzenschutzmitteln, Nitrat und Phosphor aus der Landwirtschaft können die Wasserqualität beeinträchtigen. Der Agrarbericht 2020 zeigt, dass der Verkauf von konventionellen Pflanzenschutzmitteln rückläufig ist (link) und das ökotoxikologische Risikopotenzial für Oberflächengewässer durch die in den letzten Jahren eingeführten Abstandsauflagen abnahm (link). Der Agrarbericht 2020 zeigt ebenfalls, dass sich der Nitratgehalt im Grundwasser in den letzten Jahren kaum verändert hat (link). Phosphoreinträge aus der Landwirtschaft bewirken in einigen Seen zu tiefe Sauerstoffkonzentrationen. Im Agrarbericht 2018 (link) sind die Zusammenhänge aufgezeigt. Das BAFU veröffentlicht Daten über den Zustand des Grundwassers (link), der Fliessgewässer (link) und der Seen (link).

Quantität des Wassers

Bei der Regulierung der Quantität des Wassers spielen Entwässerungssysteme (Drainagen) von vernässten Flächen und die Bewässerung eine wichtige Rolle. 

Auf vielen ursprünglich nassen Flächen hat eine Drainage die produktive landwirtschaftliche Nutzung stark verbessert oder erst ermöglicht. Das Drainagenetz der Schweiz wurde grösstenteils bis Ende der 1980er Jahre errichtet. Knapp ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist drainiert. 70 % davon sind Fruchtfolgeflächen und gehören damit zum qualitativ bestgeeigneten ackerfähigen Kulturland, das die Grundlage für die langfristige Versorgungssicherung darstellt (link). 

Drainagen stellen jedoch auch Herausforderungen aus Sicht der Umwelt dar. Je nach Standort wirken sie der Erhaltung und Wiederherstellung von Feuchtbiotopen entgegen. Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel können via Drainage in Gewässer eingetragen werden. Im Projekt Feucht-(Acker-)Flächen (link) erarbeitet Agroscope aktuell Entscheidungskriterien und Lösungsmöglichkeiten zu diesen Themen.

Die Schweiz verfügt im weltweiten Vergleich über günstige Niederschlagsverhältnisse für die Landwirtschaft. Entsprechend werden hier heute nur wenige Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert. Gemäss der landwirtschaftlichen Betriebszählung (link) betrifft dies hauptsächlich Gemüse, Obst, Beeren und Reben. Dazu kommen Grünlandflächen im Berggebiet, die traditionell bewässert werden. Mit dem Klimawandel werden Trockenperioden häufiger (link). Vermehrte Bewässerung ist nur eine der Möglichkeiten, darauf zu reagieren (link).   

Raum für Gewässer

Die dynamischen Prozesse natürlicher Fliessgewässer sind heute auf weiten Strecken durch Verbauungen eingeschränkt. Erkenntnisse zum Schadenspotenzial von Hochwasser, den Kosten von Verbauungen und die gestiegene Wertschätzung der Biodiversität haben dazu geführt, dass der Hochwasserschutz heute nicht mehr allein durch die Verbauung erfolgt. Die Kantone scheiden zudem einen für die diversen Funktionen der Gewässer (Bewältigung von Hochwasser, Beitrag zum Landschaftsbild, Lebensraum für aquatische Lebewesen, wichtige Vernetzungselemente für die Biodiversität auch landseitig usw.) ausreichenden Gewässerraum entlang der meisten Gewässer aus, der höchstens extensiv bewirtschaftet wird. Bis 2090 soll rund ein Viertel der Gewässer revitalisiert werden. Dazu sind Nutzungsänderungen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen notwendig.  

Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden mit

Was, wo und wie produziert wird, bestimmt den Wasserfussabdruck eines Produktes. Dabei gibt es grosse Unterschiede. Der grösste Teil des landwirtschaftlichen Wasser-Fussabdrucks der Schweiz entfällt auf den Konsum von Fleisch (28 %), Getreide (11 %), Zucker (10 %), Milch (10 %), Speiseölen (9 %) sowie Kaffee und Tee (8 %) (Gnehm, 2012). Problematisch ist ein grosser Wasser-Fussabdruck dann, wenn Flüsse, Seen oder Grundwasservorkommen aufgrund einer nicht nachhaltigen Wassernutzung übernutzt oder verschmutzt werden und dadurch ökologische, wirtschaftliche oder soziale Schäden entstehen. Ein solcher Fussabdruck kann verkleinert werden, indem Nahrungsmittelabfälle reduziert, die Ernährung (gemäss Ernährungsempfehlungen) angepasst wird und die Produktion der Lebensmittel standortangepasst erfolgt. 

Literatur

BAFU (Hrsg.) 2019: Zustand und Entwicklung Grundwasser Schweiz. Ergebnisse der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA, Stand 2016. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 1901: 138 S.

Béguin J., Smola S., 2010: Stand der Drainagen in der Schweiz. Bilanz der Umfrage 2008. Bundesamt für Landwirtschaft link

Gnehm F., 2012: Der Wasser-Fussabdruck der Schweiz. Ein Gesamtbild der Wasserabhängigkeit der Schweiz. WWF Schweiz.

Szerencsits E., Prasuhn V., Churko G., Herzog F., Utiger C., Zihlmann U., Walter T., Gramlich A., 2018: Karte potentieller Feucht-(Acker-) Flächen in der Schweiz. Agroscope Science, 72, 2018, 1 – 68.

Zimmermann A., Nemecek T., Waldvogel T., 2017: Umwelt- und ressourcenschonende Ernährung: Detaillierte Analyse für die Schweiz.   Agroscope Science  |  Nr. 55 / 2017

Ruth Badertscher, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe, ruth.badertscher@blw.admin.ch

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