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Warum gibt es Preisunterschiede?

In diesem Bereich des Agrarberichts werden die Produzenten- und Konsumentenpreise für verschiedene tierische und pflanzliche Produkte in der Schweiz und in drei Nachbarländern (Deutschland, Frankreich und Österreich) einander gegenübergestellt. Sie werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Haupteinflussfaktor ist der höhere oder tiefere Grenzschutz. Von diesem Hauptfaktor hängen viele weitere Faktoren ab wie: Betriebsstruktur, Produktionsfaktoren sowie die Verarbeitungs- und Verteilstrukturen. Rechtsvorschriften und private Standards beeinflussen ebenfalls das Preisniveau. Diese Faktoren sind im Inland und im benachbarten Ausland nicht immer deckungsgleich. So sind Vergleiche schwierig, weil Daten zu identischen Produkten, die noch dazu auf einer vergleichbaren Vermarktungsstufe angeboten werden, verfügbar sein müssen.

Produzentenpreise für Getreide im Ausland niedriger

Vergleichbarkeit der Produkte

Die Produkte aus der Schweiz und aus den Nachbarländern können sich bezüglich Qualität, Label, Aufmachung und den darin enthaltenen Dienstleistungen unterscheiden. Wo kein vergleichbares Produkt gefunden werden konnte, fehlt die Preisangabe. Es wurden die folgenden Produkte berücksichtigt: Rohmilch, Fleisch, Eier, Getreide und Ölsaaten, Kartoffeln, Früchte und Gemüse.


Aufgrund der genannten Einflussfaktoren fielen die Produzentenpreise im Jahr 2019 in der Schweiz generell höher aus als in den Nachbarländern. In Deutschland, Frankreich und Österreich waren die Preise für Milch und Fleisch relativ homogen. Beim Obst und Gemüse waren die Preisunterschiede bei einigen Produkten jedoch erheblich. In den drei Nachbarländern beliefen sich die Produzentenpreise für Milch auf etwas mehr als die Hälfte des Schweizer Preises (61 % bis 63 %). Beim Fleisch und den Eiern erreichten sie zwischen 34 % und 58 % des Preisniveaus der Schweiz. Bei Getreide und Ölsaaten waren die Preise in der Regel tiefer und schwankten zwischen 38 % und 51 % des Preises in der Schweiz. Die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln waren ebenfalls niedriger als in Schweiz. Die Unterschiede können jedoch je nach Land und Produkt stark variieren.

Konsumentenpreise für Fleisch in den Nachbarländern tiefer

Produktevielfalt

Der Vergleich der Konsumentenpreise erweist sich als noch schwieriger als bei den Produzentenpreisen, namentlich aufgrund der grösseren Produktevielfalt. Preisdifferenzen können sich insbesondere aufgrund der bereits genannten Einflussfaktoren ergeben, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Es wurden die folgenden Produkte berücksichtigt: Milch und Milchprodukte, Fleisch, Eier, Kartoffeln, Früchte und Gemüse.


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Wie bei den Produzentenpreisen auch, waren die Konsumentenpreise im Jahr 2019 in der Schweiz höher als in den Nachbarländern. Die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten profitierten bei den meisten betrachteten Produkten von den niedrigsten Preisen. Der Preis für ein ganzes Poulet betrug in Deutschland 44 % des Schweizer Preises, verglichen mit 63 % in Österreich. In den drei Nachbarländern betrugen die Konsumentenpreise für Milch und Milchprodukte zwischen 42 % und 86 % und für Obst und Gemüse zwischen 43 % und 91 % des Schweizer Preisniveaus.

Die Preisunterschiede zwischen der Schweiz und den drei Nachbarländern sind beim Fleisch besonders ausgeprägt. So bezahlen die Konsumentinnen und Konsumenten in den drei Nachbarländern für zahlreiche Fleischstücke nicht halb so viel wie in der Schweiz. Die Preise für die meisten Fleischsorten in diesen Nachbarländern lagen zwischen 26 % und 44 % der Preise in der Schweiz. Was die betrachteten Milchprodukte betrifft, so sind die Preisunterschiede bei Butter und Emmentaler in Deutschland mit 42 % respektive 44 % der Schweizer Preise am grössten.

Michel Yawo Afangbedji, BLW, Fachbereich Marktanalysen, michel-yawo.afangbedji@blw.admin.ch

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